Die Mitte wird populistischer

Wer mehr darüber erfahren will, wie sich die Wählerschaft in Deutschland in Bezug auf populistische Neigungen verändert hat, sollte das aktuelle Populismusbarometer der Bertelsmann Stiftung zur Hand nehmen, das ich lektorieren durfte. In dieser erkenntnisreichen empirischen Studie wird deutlich: Die politische Mitte – die sich ihrem Selbstverständnis nach weder besonders links, noch besonders rechts versteht – denkt zunehmend populistisch. Als populistisch definieren die Autoren Robert Vehrkamp und Wolfgang Merkel eine bestimmte Vorstellung von Demokratie, die von dem Gegensatz zwischen einem weitgehend homogenen Volk und korrupten Eliten und somit der Identifizierbarkeit eines „wahren“ Volkswillens ausgeht.

Zugenommen hat die Populismusneigung vor allem unter den Wählerinnen und Wählern von CDU/CSU und FDP. Am umpopulistischsten zeigen sich die Anhänger der Grünen. Profitieren vom zunehmenden Populismus in der Mitte kann jedoch vor allem die AfD. Die Studienerkenntnisse lassen sich daher als Weckruf vor allem an die bürgerlichen Parteien verstehen, der Versuchung des Populismus nicht zu erliegen, wenn sie ihre unpopulistisch gesinnte Wählerschaft in der Mitte nicht verlieren wollen.

Populismusbarometer 2018 (PDF)