Muslime: Integriert, aber nicht akzeptiert

Muslimische Einwanderer sind in Deutschland und anderen europäischen Ländern angekommen. Das zeigt eine aktuelle Studie zum Religionsmonitor 2017 der Bertelsmann Stiftung, die ich redaktionell betreut habe. Auf verschiedenen Feldern der Sozialintegration – Sprachkompetenz, Bildung, Teilhabe am Arbeitsleben und und interreligiöse Kontakte – finden sich über die Generationen hinweg immer weniger Unterschiede zur einheimischen Bevölkerung, trotz schwierigerer Ausgangsbedingungen der Zuwanderer. In Deutschland verläuft die Integration in den Arbeitsmarkt besonders erfolgreich, während das hiesige, früh separierende Schulsystem einer zügigen Bildungsintegration eher im Wege steht.
Bei der positiven Integrationsbilanz außen vor bleiben die frommen Muslime: Sie finden bei gleicher Qualifikation schwerer einen Job. Auch verdienen sie erheblich weniger als Muslime, die ihre Religion nicht ausüben. Anders übrigens als in Großbritannien, wo die institutionelle Gleichberechtigung des Islam deutlich weiter ist und sichtbar gelebte Religion im Arbeitsleben kein Tabu. So dürfen britische Polizistinnen schon seit zehn Jahren im Dienst ein Kopftuch tragen.

Gelingende Integration ist also kein individuelles Programm, sondern, das zeigt die Studie, sie hängt entscheidend von staatlichen, wirtschaftlichen und von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Insofern ist die fehlende Akzeptanz von Muslimen ein echtes Integrationshindernis in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft: 19 Prozent der im Religionsmonitor befragten Bürger in Deutschland geben an, keine Muslime als Nachbarn haben zu wollen.

Was bleibt zu tun? Um Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, nennt der Religionsmonitor drei zentrale Hebel: Erstens die Chancen auf Teilhabe zu verbessern, insbesondere im Bildungssystem. Zweitens die institutionelle Gleichstellung der islamischen Religionsgemeinschaften mit den christlichen Konfessionen und dem Judentum gleichzustellen und somit religiöse Vielfalt anzuerkennen. Das heißt beispielsweise, dass muslimischer Religionsunterricht an Schulen, Regelungen zum Bau von Moscheen und zu islamischen Bestattungen die praktische Ausübung der Religion erleichtern würden. Und drittens interkulturelle Kontakte und interreligiösen Austausch in Schule, Nachbarschaft und Medien zu fördern.

Mehr Informationen und die Studie zum Download hier.