Klagen über zu wenig ebenso wie Plädoyers für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt gehören zum Standardrepertoire öffentlicher Reden. Bei genauem Hinsehen liegt aber weder auf der Hand, was die soziale Kohäsion gefährdet noch wie unter den Rahmenbedingungen der globalisierten Welt Zusammenhalt gewahrt werden kann. Grenzen zu, Fremde raus, diese vermeintlich einfache populistische Programm verspricht jedenfalls keinen Frieden und zerschlägt Vertrauen, wo es darum gehen müsste, Brücken zu bauen.
Die Bertelsmann Stiftung hat jetzt einen Sammelband vorgelegt, der die Frage nach dem Zusammenhalt mithilfe empirischer Daten genauer in den Blick nimmt. Dabei legt die Stiftung ein mehrdimensionales Modell zugrunde, in dem Faktoren wie zwischenmenschliches Vertrauen, soziale Netzwerke, die Identifikation mit dem Gemeinwesen, Vertrauen in Institutionen, Solidarität und soziale Teilhabe eine Rolle spielen. Auf diese Weise stehen Indikatoren für die Qualität des sozialen Miteinanders zur Verfügung, die präzisere Aussagen zu möglichen Trends erlauben und konkrete Handlungsfelder für Politik und Gesellschaft aufzeigen.
Ein wichtiges Buch zur Versachlichung der Debatte, an dem ich redaktionell mitarbeiten durfte und dabei selbst viel gelernt habe.